Woran erkennen wir, ob wir einen Menschen wirklich lieben? Indem wir uns fragen, ob es uns mehr um das geht, was er uns gibt, oder um den Anderen selbst. Die Nähe des Anderen, sein Ohr und sein Leib, sein Verständnis und sein Witz, seine Urteilskraft und seine Dienstbereitschaft – alles das sind große und wichtige Gaben. Aber sie können sich ändern oder ausfallen. Was bleibt dann?
Wenn es mir mehr um die Gaben als um den Geber geht, dann liebe ich in Wirklichkeit gar nicht den Anderen, sondern nur das, was ich von ihm habe. So geht es vielen. Und so geht es Jesus mit den Menschen: Es geht Euch nicht um die Zeichen und was sie bezeichnen, sondern um das Brot und die Wunder – so die Quintessenz des gestrigen Evangeliums (Joh 6,22-29).
Als Jesus von dem Brot vom Himmel spricht, das den Hunger und Durst nach Leben, Sinn, Vollendung stillt, da bitten ihn die Menschen: „Gib uns immer dieses Brot!“ – „Ich bin das Brot des Lebens.“ antwortet der Herr, der Geber und Gabe zugleich ist.
Wir dürfen das, was von Gott kommt, nicht von Gott trennen. Wir dürfen die Gaben nicht vom Geber und die Zeichen nicht vom Bezeichneten trennen: das „Brot vom Himmel“, Wort und Gebot, selbst mein Nächster – alles das sind Gaben Christi, die nicht ohne ihn zu haben sind.
„Gib uns in allem Dich selbst“, so dürfen wir beten, „und schenke uns, dass es uns miteinander um Dich geht – und mit Dir um die, die Du mit uns lieben willst.“
Fra' Georg Lengerke
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