Wem das Johannesevangelium bisher zu vergeistigt war, der kommt jetzt auf seine Kosten:
„Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt“, sagt Jesus, „habt ihr das Leben nicht in Euch.“ (Joh 6,53)
Im Johannesevangelium ist mit Menschensohn immer der auferstandene, erhöhte Herr gemeint. Es geht nicht um Menschenfresserei. Aber es bleibt die Provokation vom „Essen“ (wörtl. „Kauen“) seines „Fleisches“ und „Blutes“. Offenbar handelt es sich um eine fundamentale Aussage darüber, wie Jesus Christus durch die Zeiten hindurch für uns und mit uns da sein will.
Auch nach der Auferstehung Christi gibt es eine fleischliche, eine leiblich-konkrete, für uns wahrnehmbare Gegenwart. „Das Wort ist Fleisch geworden“, beschreibt das Johannesevangelium (1,14) zu Beginn die Menschwerdung. Und diese „Fleischwerdung“ wurde durch die Himmelfahrt verwandelt aber nicht rückgängig gemacht.
Seine Leiblichkeit wendet sich an unsere Leiblichkeit, will sich mit ihr verbinden und in sie eingehen. ER verbindet sich uns im Wort und im Fleisch, geistlich und leiblich. Und so kann dann auch unsere Antwort geistlich und leiblich sein. Wir gehören auch leiblich zu Christus, weil Christus sich leiblich bezeugen, offenbaren und vergegenwärtigen lassen will – vom einzelnen wie von der Gemeinschaft der Kirche, zu der Paulus später sagt: „Ihr seid der Leib Christi, und jeder einzelne ist ein Glied an ihm.“ (1 Kor 12,27)
Fra' Georg Lengerke
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