Ein bekannter Kanon beginnt: „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht.“ Warum? Weil es Hoffnung und Zukunft, Halt und Trost bringt. Gut, das kann man jetzt für etwas banal halten. Aber wenn wir uns überlegen, welche Rolle das Wort Gottes im Leben der meisten Christen spielt, ist diese biblische Parallele von Licht und Wort (Ps 119,105) doch bedenkenswert.
Im heutigen Evangelium finden wir eine weitere Parallele, die nicht ganz so harmlos ist. Jesus spricht davon, was passiert, wenn einer sein Wort zwar hört und erkennt, aber es nicht annimmt. Nicht er wird diesen Menschen richten, sagt Jesus, sondern eben sein Wort (Joh 12,47-48). Aber wie kann das Wort richten?
Kurz davor erinnert Jesus daran, dass er das Licht ist, das in die Welt kommen soll, damit derjenige, der an ihn glaubt, nicht in der Finsternis bleibt (V. 46). Auch das Licht ist für Jesus ein Bild für das Gericht: Es kommt in die Welt, wird abgelehnt und bringt zum Vorschein, dass die Menschen die Finsternis lieber haben als das Licht (Joh 3,19).
Gottes Wort ist wie Licht. Es erhellt nicht nur die Welt um den herum, den es trifft, es erleuchtet ihn auch, macht ihn erkennend und macht ihn selbst zum Licht. Wenn er will.
Wenn er nicht will, dann beleuchtet es einfach nur sein Leben, wie es ist, bringt Verhärtung, Trotz und Unwillen zum Vorschein. Gottes Wort sagt uns nicht nur, was ist oder was zu tun sei. Es bringt zum Vorschein, wie wir sind. Schon jetzt. Und einmal endgültig am Jüngsten Tag.
Bis dahin sollten wir nicht warten.
Fra' Georg Lengerke
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