Das klingt wie eine Steilvorlage für alle menschliche und kirchliche Selbstüberschätzung: „Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.“ (Joh 14,12) Nach dem Motto: Wenn Du erst mal beim Vater bist, können wir die Kirche so richtig groß, mächtig und weltbeherrschend aufziehen (vgl. Dostojewski, Der Großinquisitor).
Das soll es nun gewiss nicht heißen: dass wir nach Christus gekommenen Menschen mehr zu wirken vermögen als er. Das „Größere“ wird vielmehr das sein, was die, die an Jesus glauben, nach Ostern und Pfingsten vollbringen werden.
So wie Gottvater im Sohn wirkt, so wirkt Christus in den Vielen, die an ihn glauben. Diese beginnen überall auf der Welt, von ihm zu erzählen, in seinem Namen zu dienen und zu lieben, zu lehren und zu heiligen. In den Millionen, die an ihn glaubten und glauben, und mit ihnen wirkt der zum Vater erhöhte Sohn „Größeres“, als in den Jahren seines öffentlichen Lebens.
Dreierlei ist dran: 1. Die menschliche Schuld in der Kirche erkennen, bereuen und sühnen. 2. Das Große erkennen, dass Gott der Welt in Jahrhunderten durch unzählige kleine und große Menschenherzen und -hände in der Kirche geschenkt hat. Und 3. daraus die sichere Hoffnung zu schöpfen, dass Christus der Welt durch die Seinen auch immer noch Größeres schenken wird.
Mache uns, Herr, zur Gabe für die Welt, durch die Deine Liebe immer noch Größeres wirken will. Amen
Fra' Georg Lengerke
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