Was hieße das, wenn Euch ein lieber Mensch zum Abschied sagte: „Bleib in meiner Liebe!“ (vgl. Joh 15,9) Würdet Ihr eher an seine Liebe zu Euch denken? Oder vielleicht an seine Liebe zu Dritten (z.B. zu seinen Kindern, auf die ihr an dem Abend aufpassen sollt)?
Jesus sagt: Ihr „bleibt in meiner Liebe […], wenn ihr meine Gebote haltet“. Leute mit schlechten Kindheitserfahrungen mag das erinnern an: Wenn du tust, was Mama sagt, dann hat Mama dich lieb. Wer Jesus kennt, weiß, dass ihm das nicht ähnlich sieht. Die „Gebote“ Christi sind mehr als Anweisungen zum guten Leben. Sie beschreiben die Lebensform der Christen und sind Ausdruck der Verbundenheit mit Christus in der Taufe.
Wer zu Christus gehört und in seiner Liebe bleibt, der nimmt erstens sein Wort und seinen Willen als maßstäblich und lebensformend an. Wort und Wille Christi sind für ihn nicht nur Information, sondern Formation.
Wer in der Liebe Christi bleiben will, der ist zweitens bereit, sich von ihm und den Seinen lieben zu lassen – so wie Petrus lernen muss, sich die Füße waschen zu lassen.
Wer in der Liebe Christi bleibt, der will drittens, was er will, und lehnt ab, was er ablehnt; der tut, was er tut, und liebt, was er liebt. „Dasselbe wollen und dasselbe ablehnen“, das hieß in der Antike Freundschaft.
Wer das tut, dem verspricht Christus, die gleiche Freude im Herzen zu tragen, die er im Herzen trägt – weil er in der Liebe des Vaters lebt und bleibt und zu uns kommt.
Fra' Georg Lengerke
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