Es gibt Menschen, denen es unangemessen vorkommt, von der Beziehung zu Jesus als Freundschaft zu sprechen. Das hat damit zu tun, dass Freundschaft oftmals für etwas Geringeres gehalten wird als die Liebe. Für manche ist „Freunde“ ein netteres Wort für „Bekannte“. Und wenn ein Paar sich trennt, sagen sie, sie wollen „Freunde bleiben“. Dann ist Freundschaft das, was von der Liebe übrigbleibt.
Jesus sagt den Jüngern: „Ich habe euch Freunde genannt“ (Joh 15,15) Für ihn ist Freundschaft die Vollform von Liebe. Lieben kann ich auch den, der mich nicht liebt. Freundschaft jedoch ist erwiderte, gegenseitige Liebe, die sich auf Gemeinsames bezieht. „Liebe jeden mit echter starker Nächstenliebe“, schreibt Franz von Sales, „Freundschaft dagegen schenke nur solchen, die mit dir Gemeinschaft in wichtigen Dingen aufnehmen können.“
Jesus nennt heute vier Kriterien der Freundschaft mit ihm:
1. „Wenn ihr tut, was ich euch auftrage“, heißt nicht bloß gehorchen, sondern wollen, was er will (vgl. gestern).
2. „Ich habe euch alles mitgeteilt“, weil Freundschaft bedeutet, am eigenen Leben Anteil zu geben und am Leben des Anderen Anteil zu nehmen.
3. „Ich habe euch erwählt“, weil Freundschaft nicht Los oder Schicksal, sondern Wahl und Entscheidung ist.
4. „Wer sein Leben gibt für seine Freunde“, hat die größte Liebe, weil ihm das Leben des Freundes teurer ist als das eigene.
Schenke uns, Herr, Deine Freunde zu sein,
und es täglich mehr zu werden. Amen.
Fra' Georg Lengerke
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