Heute schreibe ich aus dem Libanon. Hier hört man bei Aufgabenverteilungen oft einem Reflex. Der lautet: „Warum ich? Was ist mit den anderen?“
War es ein solcher Reflex, der den hl. Petrus nach seiner erneuten Berufung fragen ließ: „Was wird denn mit diesem?“ (Joh 21,22) Wir wissen nicht, ob es Eifersucht, echte Sorge, Hoffnung auf Gemeinsamkeit oder nur ein Ablenkungsmanöver war, was Petrus drängte, nach dem Weg des sog. „Lieblingsjüngers“ zu fragen. Offenbar schossen die Spekulationen über dessen Schicksal („er bleibt bis zur Wiederkunft Christi“) ohnehin ins Kraut.
Jedenfalls wollte Jesus dem Petrus sagen: Das geht Dich nichts an! Was geht mich was an? Als Faustregel hilft mir: Mich geht das an, was ich ändern darf oder soll, und das, was mich ändern darf oder soll. Das gilt auch vom Weg meines Nächsten als Christ. Der geht mich dann an, wenn ich ihm zu einer größeren Nähe zu Christus helfen kann, oder wenn z.B. sein Weg für mich ein wichtiges Zeugnis ist, mich selbst wieder neu auf diesen Weg zu machen.
Oft besteht die größte Hilfe aber darin, jemanden in Ruhe zu lassen. Bei Exerzitien ermutige ich dazu, mir vorzustellen, meinen Nächsten umgäbe ein heiliger Raum Gottes, in dem ich nichts verloren habe. Den gibt es auch im Alltag.
Nimm Wohnung, Herr, in meinem Bruder/meiner Schwester. Mich aber erleuchte durch Deinen Heiligen Geist, dass ich erkenne, was zu sagen und wovon zu schweigen, was zu hören und was zu überhören ist, damit wir beide immer inniger verbunden werden mit Dir. Amen.
Fra' Georg Lengerke
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