Dreimal sollen die Hörer der Bergpredigt etwas im Verborgenen tun: Almosen geben, beten und fasten. Viele (Christen und Nichtchristen) zitieren diese Stelle (nicht nur an Fronleichnam), um zu betonen, man solle vor allem Zuhause privat seinen Glauben leben und die Umwelt damit in Ruhe lassen. Das steht da natürlich nicht. Das Evangelium und die Gemeinschaft mit Jesus Christus wollen in die Welt und zu allen Menschen. Gemeint ist Anderes.
Gemeint ist, dass die Christen sich hüten sollen, ihre „Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen“. Sie sollen miteinander teilen, beten und fasten. Aber das ganze beginnt im Verborgenen und reicht bis ins Verborgene. Sonst ist es nur Show.
Der griechische Text spricht hier von Gott als „dein Vater, der sehende im Verborgenen“ (Mt 6,4.6.18). Damit ist gemeint, dass der verborgene Gott im Verborgenen das Verborgene sieht. Wir sollen dahin kommen: dass das Teilen, Beten und Fasten nicht einfach nur Äußerlichkeiten bleiben. Bei all dem geht es um unser ganzes Leben: dass wir im Angesicht Gottes verborgen teilen, das Verborgene teilen und ins Verborgene hinein teilen; dass wir betend in unser Verborgenes gehen, Gott im Verborgenen finden und ans Verborgene lassen; dass wir uns schließlich fastend den verborgenen Abhängigkeiten und Vergötzungen stellen.
Denn wo wir dem verborgenen Gott unser Verborgenes bringen, da entbirgt sich Gott – denn der von Gott geliebte Mensch kommt zum Vorschein.
Fra' Georg Lengerke
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