Es ist ein schwerer Vorwurf, jemand sei ein „falscher Prophet“ oder ein „Wolf im Schafspelz“. Ein falscher Prophet ist einer, der Sendungsbewusstsein aber keine Sendung hat; der freundlich tut und Böses im Sinn hat. Falsche Propheten sind Leute, die Wasser predigen und Wein trinken (H. Heine). Falsche Propheten sind smarte, gefällige, karrierebewusste Kirchenleute, die im geschützten Kreis Zyniker sind und bei ihren Opfern oder unter ihresgleichen den Wolf rauslassen. Falsche Propheten sind Leute, die nicht unterscheiden, die Einfaches schwierig, Schwieriges einfach und sich dabei interessant machen.
Aber auch wir müssen nach dem Wolf in unserem Schafspelz fragen, wo wir so tun als ob: Wo wir Volkskirche spielen und es nicht sind; wo die Kirche Sozialkonzerne betreibt, in denen keiner Christus kennt; wo wir lügen, ehebrechen, Steuern hinterziehen, Sonntage verleben als gäbe es Gott nicht; wo wir mitmachen, was alle machen, und das dann als „Freiheit der Kinder Gottes“ verkünden.
Die falschen Propheten, sagt Jesus, erkennt man an ihren Früchten (Mt 7,16). Das sind nicht die schnellen Erfolge und die mobilisierten Massen. Bis die wahren Früchte zum Vorschein kommen, kann es dauern. Jesus selbst und viele Christen mit ihm wurden als falsche Propheten hingerichtet. Und im Moment seines Todes blieb keine Frucht, außer ein Häuflein trauernder Frauen.
Wir sollen „nüchtern und wachsam“ sein, wenn der Teufel hungrig umhergeht (1 Petr 5,6) und „geduldig“ (Jak 5,7), im Erweis der echten Propheten durch die Früchte Gottes.
Fra' Georg Lengerke
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