Täglich werden uns erschütternde Bilder des Leids gezeigt. Aber wovon sollen wir uns erschüttern lassen? Wir sollen uns erschüttern lassen von dem, was wir ändern können oder was uns ändern soll (vgl. BDZ vom 8.6.19). Wo beides nicht möglich ist, bleibt die Erschütterung folgenlos. Und die folgenlose Erschütterung ist gefährlich. Sie stumpft uns ab. Gaffer an Unglücksstellen suchen die Erschütterung um ihrer selbst willen – bis sie unerschütterbar werden.
Barmherzigkeit ist nicht Weichherzigkeit. Wer einfach nur ein weiches Herz hat, ist allen möglichen Manipulationen ausgeliefert. Er ist hin und hergerissen, dauernd wund, an allem interessiert, für alles zuständig und an allem verzweifelnd. Ein solches weiches Herz blutet aus oder wird zum harten Herz. Weichherzigkeit und Hartherzigkeit sind Nachbarinnen. Ein Herz, das bei den Armen ist, das barmherzig ist, das zur Liebe, zur Tat, zum Mitleiden entschieden ist, ein Herz, das vertraut, dass Gott auch in unseren Untergängen treu ist, darf weder weich noch hart, sondern muss fest sein, entschieden, ausgerichtet, offen für das Gute und dem Bösen verschlossen.
So offenbart sich Gott im „Heiligsten Herzen Jesu“, das sich zu den Verlorenen im doppelten Sinn „aufmacht“: empfänglich und auf den Weg. Es ist von uns verwundet und doch unerschütterlich für uns entschieden.
„Bilde unser Herz nach Deinen Herzen“, heißt es in einer Herz-Jesu-Litanei, und ein neues Lied bittet: „Gib uns ein festes Herz. Mach es fest in Dir.“ Amen.
Fra' Georg Lengerke
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