"Ich preise Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast." (Mt 11,25) Soll das heißen, dass der Sinn des Evangeliums den Gebildeten verborgen bleibt, sich aber den Ungebildeten erschließt? Soll das heißen, dass die Intelligenten den Willen Jesu nicht verstehen, die Dummen dagegen schon? Immer wieder sei's gesagt: Wir dürfen Jesus nicht zum Anwalt unserer eigenen Vorurteile machen. Immer bürstet er unsere falschen Gewissheiten gegen den Strich.
Er sagt: Es gibt eine Weise gebildet, informiert und bescheidwissend zu sein, die uns zu Bedenkenträgern macht, die am Verständnis der Liebe Gottes gehindert sind. Und es gibt eine Einfachheit, Unverstelltheit und Grundoffenheit, die uns vorbehaltlos für das Wort und Wesen Gottes offen sein lässt.
Die "Unmündigen", das sind die, die mehr vom Geschenktbekommen als vom Nehmen leben, mehr vom Schenken als vom Haben, mehr vom Offenbartbekommen als vom Herausfinden, mehr vom Staunen als vom Bescheidwissen, mehr vom Fragen als vom Antworten, mehr vom Nachfolgen als vom Vorangehen und mehr vom Vollendetwerden als vom Vollenden.
Und gleichgültig, woher immer wir kommen und wie viel wir haben lernen dürfen, egal ob wir belächelt werden oder absteigen müssen: Um die Herzensbildung der „Unmündigen“ soll es uns gehen. Zu ihnen sollen wir gehören wollen. Um Gottes Willen.
Fra' Georg Lengerke
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