Auf das Bild von der Saat und den verschiedenen Böden kommen wir am Freitag nochmal zurück, wenn Jesus selbst es erklärt (Mt 13,18-23). Heute bleibe ich beim kurzen Ruf am Schluss hängen: „Wer Ohren hat, der höre.“ (Mt 13,9)
Denn dass ich Ohren habe, heißt eben noch lange nicht, dass ich auch höre. Es gibt Dinge, die überhöre ich – entweder absichtlich oder unbewußt. Ich höre zwar, aber höre nicht hin, sondern weg. Ich verhöre mich oder höre nur, was ich hören will. Ich höre alles Mögliche, aber das Entscheidende höre ich nicht heraus.
Die „Ohren“ sind hier mehr als ein Hörorgan, sondern tiefer noch die Fähigkeit, wahrzunehmen und zu verstehen, was Gott mir im Wort der Zeugen sagen will. Denn auch mit Gott gibt es ein Überhören, Hin- oder Weghören, Verhören und Heraushören…
Jesus sagt den Menschen von seiner bis in unsere Zeit: Wer die Gabe hat, mein Wort zu vernehmen und zu verstehen, der gebrauche sie auch. Der Philosoph Jürgen Habermas hat sich selbst als „religiös unmusikalisch“ bezeichnet. Er wollte vermutlich sagen, dass er auf einer bestimmten Frequenz nicht vernimmt, wovon die Gläubigen sagen, dass sie es gehört und geglaubt haben. Aber derselbe menschgewordene Gott spricht zu uns eben auf vielen verschiedenen – ja eigentlich auf allen Frequenzen. Und geistliche Wahrnehmung kann man miteinander üben. Daher ist hier wohl auch gemeint, was Jesus neulich über das rechte Hören sagte. Wörtlich übersetzt steht da: „Achtet darauf, wie Ihr hört!“ (Lk 8,18)
Fra' Georg Lengerke
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