Viele Ordensgründer haben ihren Gemeinschaften umfangreiche Schriften hinterlassen. Die Malteser haben von ihrem Gründer nur einige Wortfragmente. Dazu gehört die vermessen klingende Aussage Gerhards, es werde seinen Orden geben, solange es Menschen gebe, die helfen würden „Not zu lindern und Leiden erträglicher zu machen“.
Klingt das nicht nach einem zu bescheidenen Ziel? Warum steht da „lindern“ und „erträglicher machen“ und nicht „aus der Welt schaffen“ und „vernichten“? Seitdem der Mensch leidet, träumt er von einer leidfreien Welt. Aber immer, wenn er dazu ansetzte, diesen Traum radikal zu verwirklichen, geschah das zulasten Hunderttausender von Toten. Wer das Leiden abschaffen will, schafft früher oder später auch die Leidenden ab.
Davon redet das Gleichnis vom Unkraut und dem Weizen. Wir können das Böse überwinden, den Schmerz eindämmen, das Leid lindern. Aber sobald wir es auszurotten versuchen, rotten wir das Leben und die Lebendigen aus. Die christliche Offenbarung sagt, dass das Böse in der Welt zwar noch mächtig, aber zugleich schon besiegt ist. Wir sollen und können den von Gott besiegten Feind überwinden und eindämmen, uns und einander vor ihm schützen und ihn ins Leere laufen lassen. Vernichten wird ihn Gott, wenn die Welt und wir mit ihr bei ihm ans Ziel kommen. Solange brauchen wir die Gaben des Heiligen Geistes, vor allem Geduld. Tomas Halik hält das für die wichtigste Tugend. Er schreibt: Liebe ist Geduld mit den Anderen. Hoffnung ist Geduld mit sich selbst. Glaube ist Geduld mit Gott.
Fra' Georg Lengerke
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