Der christliche Glaube sagt, dass sich die Nähe, Güte und Freundschaft Gottes keiner verdienen kann. Daraus hat das heutige Lebensgefühl gemacht, die Gaben Gottes seien umsonst. Zu deutsch: die gibt’s einfach so. Dem widersprach bereits in den 1930ger Jahren Dietrich Bonhoeffer und stellte dem Klischee der „billigen Gnade“ die „teure Gnade“ gegenüber: „Billige Gnade“ schreibt Bonhoeffer, „heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. […] Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge.“ Dagegen ist für Bonhoeffer „Teure Gnade […] der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hingibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert, der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt.“
Die Gnade Gottes ist in der Tat umsonst. Aber wenn wir sie annehmen, darf sie alles kosten, und alles bekommt eine neue Wertigkeit von ihr her.
Die „teure Gnade“ beschreibt vor allem unseren Wert für Gott: Für Gott sind wir die kostbare Perle und der Schatz im Acker, die er sucht und findet und um derentwillen er alles drangibt – selbst das Leben seines Sohnes – damit wir die Seinen werden. „Teure Gnade“, sagt Bonhoeffer, „ist Menschwerdung Gottes“ (in: Nachfolge, 1937).
Fra' Georg Lengerke
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