Wieder entspricht Jesus nicht dem Bild, das wir gerne von ihm hätten. Eine Heidin wendet sich an ihn mit einer großen Not. Jesus verweigert sich ihr. Die schroffe Abweisung Jesu ist zutiefst irritierend. Wir können sie nur im Zusammenhang der ganzen Botschaft des Neuen Testamentes verstehen.
Es bleibt ja wahr, dass die „Gnade Gottes erschienen ist, um alle Menschen zu retten“ (Tit 2,11), dass einmal „alle Menschen“ das Heil Gottes schauen werden (Lk 3,6) und dass das Heilswerk Jesu Christi „allen Menschen“ zugutekommen soll (Röm 5,18).
Hier geht es auch nicht um die Frage, ob sich jemand (und wer) diesem Heilswillen Gottes dauerhaft widersetzt oder nicht. Hier geht es darum, wie das Heil Gottes zu den Menschen kommt. Nun, durch Gott selbst, der in Jesus Christus ein Mensch wird. Nur durch Gott. Aber nicht durch Gott allein. Sondern durch ihn – mit den Seinen.
„Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“, begründet Jesus seine Ablehnung gegenüber der Heidin. Warum? Weil es Israel, weil es sein Volk ist, durch dessen Zeugnis er selbst durch alle Zeiten und an allen Orten zu allen Menschen kommen will. Auch um der Kanaanäer Willen will Jesus sein Volk zu dem Ort machen, an dem sie und alle Heiden nach Pfingsten ihm begegnen können.
Solange will die Kanaanäerin nicht warten. Sie tritt mit ihrem Glauben hinzu und kommt dem Pfingstfest zuvor. Den gibt es bis heute: den Glauben der Fremden, die von der Kirche besser denken als wir Kirchlichen.
Schenke uns Herr, die Sehnsucht der Fernen nach Dir. Damit wir zusammen mit ihnen zurück in Deine Nähe finden. Amen.
Fra' Georg Lengerke
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