Zu dem Ausflug Jesu mit den Jüngern an die Jordanquellen gehört eine Art Bestandsaufnahme. „Für wen halten die Menschen den Menschensohn?“, fragt Jesus die Jünger. Das klingt so, als wolle Jesus ein Meinungsbild über sich einholen. Entsprechend ist die anschließende Frage an die Jünger formuliert: „Für wen haltet ihr mich?“
In Wirklichkeit geht es jedoch um mehr, als nur um die persönliche Meinung der Leute und der Jünger. Im Griechischen lautet die Frage: „Wer sagen die Menschen, dass der Menschensohn sei?“ Und: „Wer sagt ihr, dass ich sei?“ Jesus will nicht nur wissen, was die Jünger von ihm halten oder denken. Er will wissen, was sie von ihm sagen.
Ich stelle mir vor, Jesus würde mir diese Frage heute stellen. „Wer sagst du, dass ich bin?“ Viele von uns Christen, vermutlich auch Theologen und Amtsträger, würden wohl etwas peinlich berührt so etwas ähnliches sagen wie: „Um ehrlich zu sein, Herr, habe ich schon ziemlich lang nicht mehr von dir gesprochen.“
Später wird es hier noch um das anschließende Gespräch (oder die beiden Gespräche!) zwischen Jesus und Petrus gehen. Für heute will ich es bei dieser Frage belassen: Wann habe ich zuletzt von Gott oder Jesus Christus gesprochen? Warum fällt mir das schwer? Wo fällt es mir leichter? Wo habe ich aus Klugheit und wo aus Feigheit geschwiegen? Und was fehlt mir, um von ihm sprechen zu können?
Lehre mich, Herr, das rechte Wort von Dir zur rechten Zeit. Lass mich erkennen, wann jemand schweigend nach Dir fragt. Mach mich mutig zur Antwort, indem Du selbst mein Schweigen brichst. Amen.
Fra' Georg Lengerke
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