Wo ein Streit eskaliert, rückt der Friede in die Ferne. Doch im Evangelium gibt es auch eine Eskalation um des Friedens willen. Sag’s ihm allein. Sag’s ihm mit Zeugen. Sag’s ihm vor der ganzen Gemeinde.
Aber was geht mich die Sünde meines Nächsten an? Erstens ist er Dein „Bruder“. Wenn er in Gefahr ist, sollst Du ihn warnen. Und zweitens betrifft das, was Schrift und Tradition „Sünde“ nennen, nie nur den Sünder und Gott. So, wie Gottes- und Nächstenliebe zusammenhängen, wirkt sich eine Störung mit meinem Ursprung und Grund auch auf mein Umfeld aus, eine Entfremdung vom Schöpfer auf mein Verhältnis zu den Geschöpfen und eine Trennung von Christus auf meine Beziehung zu seinen Jüngern.
Wir brauchen „Zurechtweisung“ – oder vielleicht besser: Korrektur. Die correctio hat eine lange Tradition in der christlichen Spiritualität. Sie lehrt uns erstens, uns etwas sagen zu lassen, was unser Leben möglicherweise schmerzlich (und möglicherweise rettend!) zum Besseren ändert. Und zweitens lernen wir, einander solches zu sagen.
Wer will, kann ja heute mal folgendes probieren: Bitten wir um eine (möglicherweise korrektive) Rückmeldung von jemandem, der uns kennt, schätzt und nicht schmeichelt. Und dann: Sagen wir jemandem, den wir kennen und schätzen, was ihm zu sagen längst überfällig ist. Sei es der Körpergeruch oder eine schlechte Angewohnheit, über die viele reden, nur keiner mit ihm. Das ist ein schönes Übungsfeld um zu entdecken, wie wir versöhnen und versöhnt werden können, wenn es um alles geht.
Fra' Georg Lengerke
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