Die Unauflöslichkeit der Ehe ist angesichts massenweisen Scheiterns eine Unzumutbarkeit. Der Zölibat ist Disziplinarmaßnahme oder kirchlich institutionalisierte Beziehungsunfähigkeit.
Dass so oder ähnlich Gespräche über Ehe und Zölibat beginnen, ist nicht neu. Jesus spricht mit Leuten, die ihm eine Falle stellen wollen. Selbst für die Jünger ist eine unauflösliche Bindung eine Unzumutbarkeit. Und die aus verschiedenen Gründen Ehelosen nennt Jesus „Eunuchen“, was vermutlich ein Zitat der zeitgenössischen Verächter dieser Lebensform ist.
Hüten wir uns vor falscher Idealisierung. Ehe und Ehelosigkeit waren nie ein Frühlingsspaziergang. Und die Krise der Ehe und des Zölibats gehören zusammen. Aber ist das nicht vielleicht wirklich eine Überforderung, dass der Mensch die unverbrüchliche Liebe Gottes zum brüchigen Menschen mitvollziehen, bezeugen und gegenwärtig setzen kann?
Das katholische Menschenbild sagt, der Mensch sei genau dazu erschaffen, erlöst und berufen. Im Gelingen bezeugt sich die Liebe Gottes leicht. Aber die Liebe Christi und der Christen ist eben auch die bleibende Liebe zu einer Braut, die sich ihres Bräutigams am Kreuz entledigen will.
Auch hier geht es nicht um einfache Lösungen unbestrittener Probleme. Es geht darum, wie Gott in der Welt da ist. Wenn die Ehe nicht die Unauflöslichkeit der Liebe Gottes vergegenwärtigt und keiner da ist, der sich (ohne die exklusive Bindung an einen Menschen) mit Christus für die Menschen verschwendet – dann ist die Gegenwart Christi irgendwann nur noch Theorie oder Glückssache.
Fra' Georg Lengerke
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