Auf einem Seminar fragte mich ein Freund, ob ich mal einen Kugelschreiber hätte. Hatte ich. In meiner Hosentasche war ein Fisher Space Bullet Pen. Ein sehr schöner Taschenkugelschreiber für alle Lagen. Ob ich schon beim Verleihen zu sehr an die Rückgabe erinnerte oder ob er den bei mir schon kannte – jedenfalls spöttelte der Beliehene, dass ich mit meinem Ordensgelübde ein offenbar etwas ungeordnetes Verhältnis zu diesem Stift hätte. Und recht hatte er. Weil er leicht aus der Tasche fiel, ging der Stift oft verloren und ich suchte ihn mit unverhältnismäßigem Aufwand jedes Mal wieder.
„Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen.“ Warum? Weil unsere Gefahr darin besteht, dass wir für uns selbst haben, was uns für andere gegeben wurde; dass Christus als Lazarus vor unserer Tür verreckt, der auf die Öffnung unseres Hauses und Herzens wartete; dass nicht wir die Dinge, sondern die Dinge uns haben und dass an die Stelle des Schöpfers das Geschaffene tritt, das uns weder lieben noch retten kann. Und schließlich weil wir dem immer ähnlicher werden, wofür wir leben.
Wo jedoch einer mit allem, was er hat, dem Reich Gottes dient, ein offenes Herz und Haus für die Armen und die Jünger Jesu hat, wo einer sich die Fähigkeit bewahrt, alles stehen und liegen lassen, wenn die größere Liebe es fordert, da geht das Kamel durch das Nadelöhr.
Der heilsame Spott hatte mich erschreckt. Das, was ich zu haben meinte, hatte mich. Ich habe ihm den Kugelschreiber noch am selben Tag geschenkt.
Und hier ging es nur um einen Kugelschreiber…
Fra' Georg Lengerke
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