Ich bin zu einer Hochzeit eingeladen. Genauer: Ich bin nachgeladen worden. Sonst wurmt mich das mitunter. Diesmal nicht. Mittlerweile sind nämlich fast alle nachgeladen. Und eingeladen wird noch immer.
Alle sind eingeladen. „Gute und Böse“. Das ist mein Glück. Der Himmel will sie alle. Und der Bräutigam meint jeden.
Komische Hochzeit. Hier heiratet der Königssohn nicht irgendeine fremdländische Schönheit. Er heiratet sein Volk. Die Braut sind wir. Ich gehöre dazu.
Mein Herz denkt an die, die abgesagt haben. Und ich? Habe ich eigentlich zugesagt? Oder bin ich nur so mitgegangen? Der Mann ohne Hochzeitsgewand kommt mir wie einer vor, der den Himmel noch so mitnehmen will. Wie die letzte von mehreren Parties einer langen Nacht. Er meint, weil die Erstgeladenen nicht erschienen und stattdessen Hinz und Kunz und er und ich eingeladen sind, werde das Fest nun zur späten Stunde verramscht.
Aber die Hochzeit ist keine billige Gnade und nicht zum Discountpreis zu haben, wie die Mitnehmsel an der Kasse von Ikea.
Oft versuche ich nachzuvollziehen, wie ich hierhergekommen bin. Und ich hole meine Zusage nach und hole sie ein – Tag für Tag. Der Bräutigam sehnt sich nach denen, die abgesagt haben. Auch für sie bin ich hier. Sie wissen ja nicht, was sie verpassen. Wie können sie auch, wenn sie nur so von außen drauf schauen, auf das alt gewordene Haus und die müden Gäste vor der Tür.
Ich gehöre zur Braut. Das Fest kostet und schenkt der Braut alles. Sie hört und antwortet: „Ich nehme dich an“.
Fra' Georg Lengerke
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