„Ich will, dass ihr in Panik geratet“, heißt das Buch einer Klima-Aktivistin. Entweder ist das nur ein geschmackloser Aufhorcher. Oder es ist eine Wortmeldung aus der Unterwelt. Jedenfalls ist es ein Bärendienst am Klima. Wer will, dass ich in Panik gerate, der will, dass ich aufhöre zu denken. In Panik geratene Leute wollen alles, was ohne zu denken nach Lösung klingt – auch den totalen Krieg. Wir erleben derzeit eine Emotionalisierung aller Lebensbereiche: Entschieden wird mit dem Bauch statt mit dem Kopf; richtig ist, was sich gut anfühlt (wozu auch schreckliche Dinge gehören können); und es kommt nicht darauf an, was einer sagt, sondern was das Gesagte mit den Gefühlen der Hörer macht.
Es scheint so, als hätte Jesus in dem kurzen Gespräch mit dem Gesetzeslehrer durch ein auswendiges Schriftzitat einen Rechtgläubigkeitstest bestanden. Aber er zitiert Deuteronomium 6,5 mit einer entscheidenden Ergänzung: Wir sollen Gott nicht nur „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzer Kraft“ lieben, sondern auch „mit unserem ganzen Denken“. Diese Einbeziehung des Denkens bedeutet, dass wir denkend lieben und liebend denken sollen. Es bedeutet, dass wir verstehen sollen, was wir empfinden, und empfinden sollen, was wir verstehen.
Das gilt besonders für den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Zu Gott und dem Nächsten. Wer nur noch in einer gefühlten Welt lebt und urteilt, der muss sich wie Bertha in Loriots Sketch vom harten Ei die Anfrage gefallen lassen: „Vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht.“
Fra' Georg Lengerke
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