In der Szene des Aufbruchs aus Kafarnaum liegt zugleich Eile und Gelassenheit.
Jesus bleibt nicht mehr viel Zeit. Er muss in dieser Zeit tun, was von ihm getan werden muss: „Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden…“ Die Menschen, unter ihnen viele Kranke, kommen in Scharen. Wie sehr hätte es sich nahegelegt zu bleiben, aufzubauen, zu vertiefen! Stattdessen muss er das Begonnene dem Wirken des Vaters und des Heiligen Geistes überlassen. Es muss weiter gehen.
Jesus geht weiter. Und dieses Weitergehen hätte etwas Rastloses, wenn uns nicht von der kleinen Unterhaltung in der Einsamkeit erzählt würde, in die die Menschen Jesus nachlaufen, weil sie ihn nicht gehen lassen wollen. Jesus sucht die Einsamkeit im Gebet zum Vater, obwohl die Not und das Gedränge groß sind. Jesus muss die Verbindung mit dem Vater suchen, ihm bringen, was die Welt umtreibt, von ihm hören, was dran ist.
Die Gelehrten streiten sich, ob Jesus zwei oder drei Jahre des öffentlichen Wirkens vor seinem Tod blieben. Egal. Sagen wir drei. Ich stelle mir vor, was vor drei Jahren war und was ich seither erlebt habe. Wie viel oder wenig Zeit war das? Was habe ich begonnen, was abgeschlossen? Was ist mir widerfahren, was habe ich empfangen und was erlebt?
Und dann stelle ich mir vor, mir blieben noch drei Jahre. Was würde ich tun, was nicht mehr? Womit würde ich mich beschäftigen, womit nicht mehr? Wessen Nähe würde ich suchen und wessen Nähe nicht? Und wo würde ich in all dem die Nähe Gottes in Christus suchen und finden?
Fra' Georg Lengerke
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