Das Fest der „Kreuzerhöhung“ erinnert an die Weihe der Auferstehungskirche in Jerusalem und die Erhöhung der Kreuzesreliquie vor dem Volk am 14. September 335. Und es erinnert an die Auffindung des Kreuzes durch Kaiserin Helena am 14.September 320. Daher hieß dieses Fest auch lange „Kreuzauffindung“. Vielleicht ist es Zeit für eine „Wiederauffindung“ des Kreuzes.
Am Kreuz finden wir den Menschen. Pontius Pilatus sagt über den Gegeißelten: „Seht, der Mensch!“ (Joh 19,5) So steht es um uns; so gehen wir mit einander und uns selbst um. Hier erfährt sich der Mensch von Gott verlassen. Und diese Ferne ist das größte Elend. Das Kreuz erzählt auch von mir. Von dem, was mir angetan wurde, was ich anderen angetan habe, und davon, wie mein Leben aussähe, wenn 1:1 alles auf mich zurückfiele, was ich anderen je tat.
Am Kreuz finden wir Gott. An diese unsere Stelle geht nun Gott als Mensch. An dieser Stelle lässt er sich finden. An dieser Stelle verbindet er sich mit dem leidenden Menschen. So ist Gott. Der Hass der Welt trifft ihn und kann die Liebe doch nicht in Hass zerbrechen. Noch vom Kreuz sehnt sich Gott nach dem Menschen, der ihn ans Kreuz schlug.
Am Kreuz findet Gott den Menschen. Schließlich ist das Kreuz die Stelle, an der Gott den Menschen findet, der sich verloren hat. Hier findet er mich in der Wahrheit meines Kreuzes, an der Stelle meines Leidens, meiner Verlassenheit, meiner Beschämung und meiner Schuld. Wer das Kreuz und den Gekreuzigten „wiederauffindet“, findet den Menschen und findet Gott, der uns als Mensch am Kreuz gefunden hat.
Fra' Georg Lengerke
view more