Von Herodes heißt es heute, er habe den Wunsch gehabt, Jesus einmal zu sehen. Was mögen seine Motive gewesen sein? Von dem Gewissensrest in Herodes vor der Enthauptung Johannes‘ des Täufers, war schon mal die Rede (vgl. BDZ v. 29.8.2019). Ist es noch immer ein Rest von Gottessehnsucht, die Herodes Jesus zu sehen wünschen lässt? Ist es der Wunsch, seiner habhaft zu werden? Oder ist es die reine Sensationslust, die in Andrew Lloyd Webber’s Jesus Christ Superstar (1971) beim Verhör Jesu zum Vorschein kommt: „Prove to me that you're no fool / Walk across my swimming pool.”
Auch wenn nicht mehr sehr viel für die Gottessehnsucht des Herodes spricht; sein Wunsch, Jesus zu sehen, erinnert mich doch daran, mir diese Frage mal zu stellen: Habe ich den Wunsch, Jesus zu sehen? Im übertragenen Sinn in seinen Zeugen und Werken? Im wörtlichen Sinn, wenn sein Versprechen wahr wird, dass wir ihn einmal von Angesicht zu Angesicht sehen werden (Joh 16,17.19)? Und was sind meine Motive? Das große Gefühl? Oder die Erfüllung meiner Wünsche? Oder ist es Heimweh nach Himmel für mich und meine Nächsten und die Begegnung mit der Liebe Gottes von Angesicht zu Angesicht.
Das Schlimmste allerdings wäre, wenn es diesen Wunsch gar nicht mehr gibt. Denn dann müsste ich mich fragen, ob mir Jesus über die Jahre vielleicht doch irgendwie egal geworden ist.
Herr,
einmal wirst Du alles in allem sein.
Ich werde Dich anschauen und Du mich.
Ich werde Dich sehen, wie Du bist,
und mich freuen an Dir, mit allen,
die zu Dir gehören,
in alle Ewigkeit.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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