Manchmal liegen Welten zwischen den Jüngern und Jesus. Heute zum Beispiel schärft er ihnen ein, dass er in die Hände der Menschen überliefert wird. Die Jünger verstehen nicht und der Sinn seiner Worte bleibt ihnen verborgen.
Das allerdings kann ich verstehen. Was soll das denn heißen: In die Hände der Menschen gegeben sein? Zumal die Jünger noch über seine Taten staunten. Der, der alles in der Hand zu haben scheint, der gerät den Menschen in die Hände? Und selbst, wenn. Warum sollten sie ihm, dem ganz Guten, Böses wollen?
Über diese Dinge hätte gesprochen werden müssen. Aber der Evangelist sagt: Sie hatten Angst ihn zu fragen.
Woher kommt die Angst, zu fragen? Ist es die Angst, etwas über mich oder den Gefragten zu erfahren, was ich nicht erfahren will? Ziehe ich also die Täuschung der Enttäuschung vor? Und kann ich mit der verleugneten Wirklichkeit leben? Oder ist es die Angst zu hören, was mich nicht angeht oder mir schadet oder mich überfordert? Bin ich zu oft belogen worden? Oder habe ich zu viele unglaubwürdige Antworten gehört?
Vieles davon kenne ich gut. Aber mein Leben begann erst dann spannend, sinnvoll und reich zu werden, als ich die Angst überwand und nach Gott und seiner Menschwerdung zu fragen begann. Dabei ist viel Schreckliches und noch mehr Schönes über Gott und die Welt, über meine Nächsten und mich selbst zum Vorschein gekommen. Ich habe entschieden, nicht zu fragen aufzuhören. Auch wenn Antworten mitunter schwer zu kriegen sind. Auch wenn’s wehtut. Bis die letzte Antwort von Angesicht zu Angesicht ergeht.
Fra' Georg Lengerke
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