„Come and sit!“ Auch wenn es nur um eine kurze Absprache geht, immer lädt mich mein orientalischer Freund ein. Auch neulich beim Abschied: „Come and sit!“ Aber es geht nicht. Und zwar nicht nur, weil ich ein deutscher Pedant bin. Der Fahrer wartet schon. Das Flugzeug wartet nicht. Es muss jetzt weitergehen!
Ähnlich wird es dem gehen, der Jesus folgen, aber erst noch von seiner Familie Abschied nehmen will: „Come and sit!“ Aber alles das ist nicht mehr wichtig. Es geht los. Jetzt. „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes.“
Es gibt zwei Arten von Erinnerung. Die eine verstellt die Zukunft. Die andere eröffnet sie. Von ersterer spricht Jesus hier. Wir nennen sie Nostalgie. Sie hält sich an Gewesenem fest. Sie sehnt sich nach der „guten alten Zeit“, die immer besser wird, je weiter sie zurückliegt. Sie will nicht aus der Vergangenheit lernen, sondern in ihr bleiben. Ein Beispiel für sie ist die Frau des Lot. Sie schaut auf das brennende Sodom zurück und erstarrt zu einer Säule aus Salz (Gen 19,26; Lk 17,32).
Die andere Erinnerung lernt und erntet und nimmt Abschied. Tag für Tag. Sie bewahrt das Zukunftsweisende und lässt das Hinderliche zurück. Sie ist dankbar für das Empfangene und vertraut darauf, dass der Geber der Gaben auch für die Zukunft sorgt. Sie bereut das Böse und vertraut sich jener Macht an, deren Vergebung uns die Zukunft und einmal den Himmel öffnen wird.
Sie befähigt uns schließlich, den Pflug zu führen auf dem Stück Lebensland, auf dem wir die Saat des Reiches Gottes säen sollen.
Fra' Georg Lengerke
view more