Es kommt vor, dass jemand etwas nicht mitbekommt und deswegen nicht reagiert. Es kommt vor, dass jemand etwas mitbekommt und reagiert. Es kommt aber auch vor, dass jemand etwas mitbekommt und weiß das es ihn angeht – und doch nicht reagiert.
So, sagt Jesus, muss es in Chorazin und Betsaida gewesen sein. Sie haben Jesus und seine Jünger gehört. Sie haben erlebt, über welche Macht sie verfügen. Sie haben Blinde sehend und Lahme gehend werden sehen. Sie haben Worte von einleuchtender Macht und Überzeugungskraft gehört. – Und sie haben sich nicht bekehrt.
Jesus stellt diesen Städten die Heidenstädte Tyrus und Sidon (im heutigen Südlibanon) gegenüber. Wenn diese erlebt hätten, was jene erlebt haben, wenn jene gesehen und gehört hätten, was diese gesehen und gehört haben – „längst schon wären sie in Sack und Asche umgekehrt.“ (Lk 10,13)
Das ist ein Weheruf nach innen, in das Volk Gottes hinein: Die Fremden hätten die Botschaft und die Botschafter Gottes angehört. Die Fremden hätten sich zu Herzen gehen lassen, was Eure Herzen kalt ließ. Die Fremden hätten jene Wende im Leben vollzogen, von der ihr noch immer meint, sie ginge Euch nichts an.
Manchmal frage ich mich das: Was hätten andere aus dem gemacht, was ich erlebt habe, was mir geschenkt wurde, was ich einsehen durfte? Wie hätten andere auf das geantwortet, was von mir erfragt wurde? Wie hätten andere auf das Wort und Wirken Gottes reagiert, wäre es ihnen so nahe gekommen wie uns? Es könnte sein, dass es sogar Chorazin und Betsaida „im Gericht erträglicher ergehen“ wird als uns.
Aber vielleicht ist ja auch heute noch Zeit zur Umkehr.
Fra' Georg Lengerke
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