In seiner Rede über das Gebet stellt Jesus unser Vertrauen in Menschen unserem Gottvertrauen gegenüber. Das Bild, das er zeichnet, ist nicht gerade ideal. Einer wendet sich nächtlich in unverhoffter Not an seinen Freund. Obwohl der schon schläft, hilft er dem Bittenden – wenn nicht deshalb, weil er sein Freund ist, dann deshalb, weil er ihm auf den Wecker geht.
So seid Ihr, sagt Jesus. Selbst Ihr helft einander und sei es nur, weil Ihr einander lästig fallt. „Wenn nun Ihr, die Ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.“
Zum Gebet gehört die Bitte, die Suche und das Anklopfen.
Wir dürfen und sollen Gott bitten um das, woran es uns mangelt. Und das bedeutet, nicht einfach nur eine Liste aufzustellen, die Gott abzuarbeiten hätte. Sondern die ganze ungeleugnete Not und das Sehnen von Seele und Leib auf Gott hin zu öffnen.
Und dann: Wir sollen bei Gott das suchen, worum es uns geht oder gehen soll. Das muss sich nämlich erst noch zeigen und sich finden lassen. Zum Suchen gehört folglich auch die Frage: Worum soll es uns denn gehen? Worauf kommt es denn an? Was brauchen wir, um zu leben, zu lieben und zu bestehen? Und wo ist der Ort, um zu bestehen und dort anzukommen, wo Gott uns haben will?
Schließlich sollen und dürfen wir bei Gott anklopfen, weil wir trotz allem unbehaust sind und unterwegs zu einem Zuhause, das wir uns nicht bauen können, sondern in das wir eingelassen werden müssen.
Warum, so fragt Jesus, traut Ihr unsicheren Kantonisten einander mehr als dem allein guten Gott?
Fra' Georg Lengerke
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