Jesu Worte an die Pharisäer und Gesetzeslehrer richten sich nicht an unsere üblichen Verdächtigen, sondern an uns. Dabei wird er ziemlich grundsätzlich. Es geht um das, was wir sagen, was wir tun und was wir sind.
Indem, was Ihr sagt, fordert Ihr Untragbares von anderen, doch rührt Ihr selbst es mit keinem Finger an. Das muss sich nicht nur die kirchliche Hierarchie sagen lassen. Zuvor ist es mir gesagt – auch wo ich von der Hierarchie oder meinem Umfeld oder sonst wem mehr erwarte als von mir, wo ich andere verantwortlich mache, obwohl ich selbst es bin. Die Erneuerung der Kirche beginnt in uns.
Was ihr tut, bleibt äußerlich. Ihr gebt etwas von Euch, aber ihr gebt nicht Euch selbst. Ihr enthaltet Euch selbst mir vor, sagt Jesus, indem Ihr „am Recht und an der Liebe zu Gott vorbei“ geht. Ihr kauft Euch mit der Einhaltung von Regeln und mit der Erfüllung des allgemein Erwarteten frei, während euer Leben nichts mit mir zu tun hat.
Schließlich offenbart sich das, was Ihr seid, in dem, was ihr gelten wollt. Ihr verwechselt Sein und Geltung. Ihr tut alles, um für relevant gehalten zu werden und weiter mitspielen zu dürfen. In Wirklichkeit seid Ihr lebendig tot. Die Leute gehen über Euch hinweg wie über vergessene Gräber. Je wichtiger Ihr Euch nehmt, umso weniger interessiert Ihr. Euer Kampf um Ansehen ist schon verloren.
Schenke uns, Herr,
dass wir die Wahrheit sagen und tun,
dass wir uns Deiner Gerechtigkeit und Liebe anvertrauen,
dass wir danach fragen, was wir gelten vor Dir,
zusammen mit denen,
die nichts mehr gelten in der Welt.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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