Die Begegnung mit Jesus Christus in meinem Leben, in meinem Sterben und einmal in der Vollendung der Welt wird im Evangelium mit dem Bild eines nächtlich ankommenden Herrn beschrieben. Den Zeitpunkt seiner Rückkehr kennt niemand.
Was wird er finden? Schon am Sonntag wurde uns die Frage gestellt, ob er bei seinem Kommen wohl Glauben finden wird. Heute geht es darum, ob er uns wohl wach finden wird. Die Wachsamkeit ist mit der heute oft zitierten Achtsamkeit verwandt. Achtsam sollen wir in unserer ganzen Wahrnehmung dessen sein, was ist. Wachsam sind wir auf eine bestimmte Erwartung hin oder in der Bewachung eines hohen Gutes.
Unsere Wachsamkeit ist vor allem dadurch gefährdet, dass wir eingelullt oder abgelenkt werden.
Eingelullt durch Machbarkeitsphantasien, Vertröstungen, Konsum, falsche Sicherheiten oder zu einfache Antworten.
Abgelenkt durch angeblich alles in den Schatten stellende Missstände oder Bedrohungen, deren Abwendung notfalls alles andere (Staats- und Gesellschaftsform, Würde und Recht, Heiliges und Bewährtes) kosten darf.
Zeichen der gläubigen Wachsamkeit auf das Kommen Christi sind der Gürtel und das Licht. Wir sollen gegürtet, angezogen sein, gesammelt, bereit zum Aufbruch. Der Gürtel ist auch Symbol der Keuschheit (continentia). Keusch ist, wer sich selbst hat, um sich selbst geben zu können. Und unser Licht soll brennen, damit wir sichtbar und auffindbar sind und sehen können, was ist und worauf es ankommt.
Wecke uns auf, Herr,
gürte und erleuchte uns,
damit wir wach gefunden werden,
wenn Du kommst.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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