Jesus ist mit Vergleichen nicht zimperlich. Er vergleicht Gott den Vater mit Durchschnittsvätern, die ihren Kindern nicht Skorpione statt Eiern geben, mit verächtlichen Richtern, die nur aus Angst vor Schlägen Recht sprechen, mit einem Dieb, der mitten in der Nacht ein Haus ausrauben will.
Aber in Wirklichkeit handeln die Vergleiche nicht vom Vater, sondern von uns: von unserem überdurchschnittlichen Vertrauen in Durchschnittsväter, von unserem Gehorsam aus Angst statt aus Liebe, von der plötzlichen Wachsamkeit von uns Schläfrigen, sobald es uns ans Geld, das Haus oder den Netzzugang geht.
Nun geht es aber nicht um einen Dieb und unseren Besitz, sondern um Gott und unser Leben. Es geht um den, von dem wir haben, was wir haben, und vor dem wir zu verantworten haben, was wir mit dem Empfangenen tun.
Das ist ja eigentlich mit Verantwortung gemeint: dass einer kommt, der mit Recht und Vollmacht Antwort einfordert auf die Frage, wie wir mit dem umgegangen sind, was uns nur verliehen war. Von dieser Antwort hängt unser Leben ab. Und zwar in dem Maß, in dem das Leben derer, für die wir Verantwortung trugen, von uns abhing.
Gestern ging es darum, dass wir wach gefunden werden – im Hinblick auf sein Kommen. Heute geht es darum, dass wir gerecht gefunden werden – im Hinblick auf die Welt, die Menschen und Dinge, die uns anvertraut, und die Verhältnisse und Herausforderungen, in die wir gestellt wurden.
Barmherziger Gott,
Du verschaffst auch denen Recht,
die unter uns zu leiden haben.
Bekehre uns,
und schenke uns,
dass Du uns gerecht findest,
wenn Du kommst.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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