An den Zöllner:
Zöllner,
schau auf, Zöllner,
Du darfst da nicht lange stehen bleiben.
Hörst Du?
Es kann sein,
für eine Weile,
dass man da stehen muss
an der Tür, so als sei man
gerade hereingekommen.
Doch Du
stehst schon so lange da,
niedergeschlagenen Blickes.
Gott sei Dir armem Sünder gnädig.
Zöllner,
schau auf, Zöllner, und sieh Dich um.
Lange darfst Du da nicht stehen bleiben.
Es könnte sein,
dass Du Gefallen findest
an Deinem Platz.
Schau auf, Zöllner, und höre,
höre auf, Zöllner.
Auch der letzte Platz
muss gewiesen sein.
Der Herr des Hauses
ruft jeden an seinen Platz.
Horch auf, Zöllner,
ob nicht einer sagt:
Freund, rück auf!
Vergiss nicht:
Gott nahe zu sein
ist Dein Glück.
Zöllner,
schau auf, Zöllner.
Siehst Du da vorne
Deinen Bruder stehen,
mit dem Du zusammen
hinaufzogst zum Tempel des Herrn?
Er wollte seine erste Liebe bringen
und seine Bereitschaft zum Opfer
für den Herrn;
und findet als Gaben nur
seine kalten Werke.
Er wollte danken
wie König David;
und dankt doch nur dafür
nicht so zu sein wie Du.
Er trägt schwer
an seinem Gepäck
und an dem, was er wirklich ist
und nicht kennt.
Dort steht er
„für sich und allein“.
Wer wird ihm sagen,
dass Gott Euch armen Sündern
gnädig ist?
Hörst Du mich, Zöllner?
Früher war es teuer,
an Dir vorüber zu gehen.
Heute gehen alle
an Dir vorüber
als Pilger zum Tempel,
zollfrei, gratis, ohne Bezahlung.
Wenn nichts geschieht,
Zöllner,
trägt Dein Bruder
all das Seine wieder an Dir vorüber
und mit sich hinab vom Berg des Herrn.
Willst Du nicht mit Deinem Bruder
den letzten Schritt gehen
zum Pilgerziel,
diesen letzten Schritt,
den unbezahlbaren,
ohne Gepäck,
zollfrei,
den Schritt in die Gnade?
Fra' Georg Lengerke
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