Vor zwei Wochen höre ich auf der Dachterrasse über der nächtlichen Altstadt von Jerusalem ein Lied, in dem es heißt: „How could I dare to let your Kingship / not shine for the world to see”. Und nach Südwesten sehe ich die Kuppel über Golgatha: „Wie könnte ich es wagen, Dein Königtum vor der Welt nicht zum Leuchten zu bringen?“
Was ist ein König? Der König ist der ganz freie Mensch vor Gott. Alles, was er hat und ist – Würde und Macht –, kommen von Gott und erzählen von ihm. Und den ihm Anvertrauten dient er mit Gott und in seinem Namen.
Die Kirche verehrt an diesem Sonntag Christus als König. Der erträgt allen Machtmissbrauch und die Selbstvergottung des Menschen, stellt sie in Frage und wird sie einmal richten. Deshalb war und ist für Christen dieses Fest in den totalitären Systemen unserer Zeit auch ein Widerstandsfest.
Aber das Lied auf der Dachterrasse handelt gar nicht zuerst von Christus. Eine Teilnehmerin der Libanon-Camps der Malteser hat es für einen schwerstbehinderten Freund aus einem Heim in Beirut gesungen. Auch der hat seine Würde, sein Kingship, von dem gekreuzigten König auf Golgatha. Denn der behält seine Königswürde nicht für sich. Er gibt sie dem Menschen zurück: dem, dessen Würde geschändet wurde, und auch dem, der seine Würde verworfen hat, indem er alles aus sich und nichts von Gott will. Die Königswürde des Menschen kann verdunkelt oder zum Leuchten gebracht werden. Nur genommen werden, kann sie uns nicht, weil sie von Gott gegeben ist. Deshalb singt Lena Beuth am Schluss:
„The truth in which we’re born to be,
That we are kings, yes, you and me.”
(Die Wahrheit, in die wir geboren sind,
ist, dass wir Könige sind, Du und ich.)
Fra' Georg Lengerke
view more