Ein Abenteuer ist ein aus dem Rahmen des Alltäglichen herausfallendes, herausforderndes und gefährliches Erlebnis. Im Mittelalter bezeichnete es eine ritterliche Unternehmung um eines hohen ethischen Zieles Willen. Man sprach von einer Aventiure. Das Wort wurde über das französische aventure vom lateinischen Wort adventura (das Ereignis) bzw. adventus (das Kommen, die Ankunft) abgeleitet.
Die Worte Abenteuer und Advent haben also dieselbe Wurzel. Und in der Tat ist der Advent eine Einübung in das allerernsteste Abenteuer, das wir zu bestehen haben: die Begegnung mit Christus bei seinem Kommen in die Welt. Die frühe Kirche kennt ein dreifaches Kommen Christi: die Menschwerdung ist erstens sein „Kommen im Fleisch“; am Ende der Zeiten – so sagt uns das heutige Evangelium – erwarten wir zweitens sein „Kommen in Herrlichkeit“. Schon diese beiden Advente sind Abenteuer: das Abenteuer der Wahl, ihn aufzunehmen oder abzulehnen, und das Abenteuer, durch die Verwandlung der Gestalt der Welt hindurch zu ihm zu gelangen.
Aber das nächstliegende Abenteuer ist drittens heute schon das Kommen Christi „im Geist“ in denen, die an ihn glauben. Der Menschgewordene, der in Herrlichkeit wiederkommt, ist schon im Kommen – in allem, was uns widerfährt. Nicht, dass uns die raue, wirkliche Welt erspart bleibt, sollen wir bitten. Sondern, dass wir in ihr bestehen und Christus in allen Dingen suchen und finden.
Adventliche Menschen warten nicht einfach nur. Sie sind abenteuerliche Menschen, die zu „Christus im Fleisch“ gehören, mit „Christus im Geist“ gehen und „Christus in Herrlichkeit“ entgegengehen.
Fra' Georg Lengerke
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