Marias Advent beginnt mit ihrem Leben. Ihre Empfängnis im Leib ihrer Mutter Anna hat eine Vorgeschichte, ist Beginn einer Vorbereitung und Anfang einer wirksamen Vorfreude.
Wir haben eine durchwachsene Vorgeschichte. Auch im Mutterleib ist die Welt kein ganz heiler Ort. Das Hineinverwobensein in eine Unheilsgeschichte, die uns das Ja zu Gott und seiner Güte schwer macht, nennt die Kirche „Erbsünde“. Die hat unser Leben wie das unserer Vor- und Nachfahren von Anfang an geprägt. Bei Maria macht Gott eine Ausnahme – um unseretwillen.
Mit dieser Ausnahme beginnt die Vorbereitung auf die Empfängnis Jesu. „War Maria denn frei, sich auch anders zu entscheiden?“, wurde ich neulich gefragt. Sicher. Gott hat Maria nicht irgendwie determiniert, willenlos gemacht oder „rumgekriegt“. Vielleicht war sie wirklich als einzige ganz frei, weil sie die eigenartige Geneigtheit gegen das Gute nicht kannte, die unser Leben prägt.
Aber warum bekommt Maria schon vorweg geschenkt, was allen erst durch die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen in der Taufe geschenkt wird? Im Tagesgebet heißt es, die Bewahrung vor jeder Sünde sei Maria „im Hinblick auf den Erlösertod Christi“ geschenkt worden. Ereignisse in unserem Leben haben immer eine Nachwirkung. Mitunter haben sie aber auch eine Vorwirkung. Am ehesten kennen wir das vielleicht von der Vorfreude, mit der das Ereignis, auf das wir uns freuen, irgendwie schon beginnt.
Heile, Herr unsere Vorgeschichte,
vorbereite uns auf das kommende Fest
und entzünde in uns jene Vorfreude,
in der Dein Kommen schon beginnt.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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