Zu den rätselhaften Worten Jesu gehört der sogenannte „Stürmerspruch“, wonach dem Himmelreich „seit den Tagen Johannes des Täufers […] Gewalt angetan“ wird und Gewalttätige es an sich reißen. Von der Wortbedeutung kann der griechische Text beides heißen: entweder dass die Königsherrschaft des Himmels böswillig geraubt und denen entrissen wird, die daran Anteil bekommen sollen; oder es heißt (wie bei Lukas 16,16) dass mutige und starke Menschen versuchen, das Reich Gottes zu gewinnen. Der Kontext bei Matthäus legt eher die negative Deutung nahe.
Dem Himmel selbst kann der Mensch nichts anhaben. Das Reich Gottes aber, in dem der Himmel anbricht, das ist verletzlich. Es ist dort im Kommen, wo Christus ist und wo der Wille Gottes „wie im Himmel, so auf Erden“ getan wird.
Die Gewalt gegen das Himmelreich beginnt mit der Gewalt gegen Johannes den Täufer, sie gipfelt im Tod Jesu und setzt sich fort im Leiden seiner Jünger und derer, mit denen sich Jesus verbunden hat – besonders den Kleinen und Armen; und sie geht weiter, wo (von innen oder außen) bekämpft wird, was in der Kirche gut und heilig ist.
Auch wir in der Kirche sind gefährdet, zu denen zu gehören, die das Himmelreich an sich reißen und nach der Heiligkeit Gottes in der Welt grapschen. Sei es, indem wir so tun, als gäbe es sie nicht, sei es, indem wir sie für uns reklamieren, sei es, in dem wir sie den Kleinsten, den von Gott „Geheiligten“, streitig machen.
Guter Gott,
lass uns zu denen gehören,
die sich nach dem Himmelreich drängen,
das dort beginnt,
wo wir mit Jesus Christus
Dich und die Menschen lieben.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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