Die Lesungstexte vom Gedenktag des hl. Johannes vom Kreuz (1542-1591) sprechen von der Kreuzesnachfolge und geben uns eine Gelegenheit über das Kreuztragen zu sprechen.
Warum gehört das Tragen des Kreuzes überhaupt so prominent wie missverständlich zum Christsein dazu? Einfach deshalb, weil es zum Leben dazugehört. Die Botschaft ist: Nimm Dein Kreuz! Stell Dich Deinem Schmerz, Deiner Schuld, Deinen Verletzungen und trage sie. Nicht lauter Kreuze, nicht alle anderen Kreuze. Sondern Deines.
Und? War‘s das schon? Christsein als Welttauglichkeit? Nein. Wir können tragen, was uns zugemutet ist, weil er es trägt. Das erste ist nicht, dass wir das Kreuz Christi tragen, sondern dass Christus unser Kreuz trägt. Er macht sich unseren Schmerz, unsere Schuld und unser verletztes Leben zueigen und trägt es mit uns, für uns und uns voran, durch alle Tode der Welt bis dorthin, wo alle Tränen abgewischt werden (Offb 21,4).
Und schließlich geschieht auch das Umgekehrte: Wo wir uns in der Annahme unseres eigenen Kreuzes mit dem auferstandenen Kreuzträger der Welt verbinden, dort beginnen auch wir sein Kreuz zu tragen: das Kreuz „um seines Namens willen“, das Kreuz Seines Mitleidens mit unseren Brüdern und Schwestern, das Kreuz der verratenen Liebe, das Kreuz der Verfolgung, das Kreuz der Gemeinschaft mit den Armen und Kranken, mit den Kleinen und unter die Räder Gekommenen.
Jesus, Herr,
gib mir den Mut,
mein Kreuz zu tragen,
damit ich Dich finde
unter meinen Kreuz.
Du hast mein Kreuz
zu Deinem Kreuz gemacht,
lass mich Dein Kreuz
zu meinem Kreuz machen –
um der Liebe willen.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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