Der Stammbaum Jesu ist mehr als eine Aufzählung von Namen. Er erzählt gerafft die Vorbereitungs-Geschichte Gottes mit seinem Volk bis zur Menschwerdung Gottes. Auch jeder von uns hat unendlich viele Vorfahren seit dem Beginn des Lebens auf Erden. Fehlte einer, es gäbe mich nicht.
Gottes Geschichte mit uns geht über uns hinaus – in unseren Vorfahren und häufig in unseren Nachfahren. Doch der Stammbaum Jesu endet mit einer Unterbrechung – oder besser: er gipfelt in ihr: „Jakob zeugte den Josef, den Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird.“ (Mt 1,16) Josef zeugte Jesus nicht. Die Geschichte der menschlichen Lebensweitergabe wird unterbrochen von der Menschwerdung Gottes. Für die ist Josef mit Maria der „Raumgeber“.
Das wirft ein adventliches Licht auf jene generative Unterbrechungen, mit der Menschen um Christi willen auf die Ehe und den Akt der Lebensweitergabe verzichten. Es geht beim Zölibat nicht um ein Verbot, nicht um „kultische Reinheitsvorstellungen“ (Hubert Wolf) oder eine gesellschaftlich akzeptierte Kompensation einer Beziehungsunfähigkeit. Es geht darum, dass Gott als Mensch auch darin geliebt werden will, dass er nicht nur im Menschen, sondern auch zwischen Menschen Raum beansprucht.
Dieser so gegebene Raum wird gerade immer kleiner. Und wo er in der Kirche nicht mehr bezeugt und erklärt, sondern verraten oder verunglimpft wird, wo Gemeinden stehenden Applaus spenden, weil einer zu solcher „Raumgabe“ nicht mehr bereit ist – da sollte sich die Kirche zu Weihnachten fragen, wie ernst es ihr eigentlich mit der Menschwerdung ist.
Fra' Georg Lengerke
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