Ähnlich wie später Maria spricht auch Zacharias, der Vater des Täufers Johannes, mit einem Engel. Doch die Gespräche könnten unterschiedlicher kaum sein.
Bei Maria tritt der Engel ein. Zacharias hat eine Erscheinung. Zu ihr kommt die Botschaft ins Zimmer. Ihn erreicht die Botschaft von irgendwo. Wir hören nicht, was Maria tut. Sie ist einfach da. Zacharias betet. Es ist, als wäre um Maria die Welt in Ordnung – wie vor dem Fall, als Adam und Eva Gottes Schritte noch hören und sein Angesicht sehen konnten (Gen 3,8). Den Zacharias erreicht das Bild des Engels im Gebet der gefallenen Welt.
Maria glaubt. Zacharias nicht. Von beiden wird gesagt, dass sie erschraken. Aber nur Zacharias bekommt es mit der Angst zu tun. Beide fragen nach: Maria will wissen, wie das gehen soll. Zacharias aber fragt, warum er glauben soll, dass es wahr ist. Anders als bei Josef hat hier das Misstrauen gewonnen. Es gibt in der Liebe den Punkt, wo es keine guten Gründe mehr gibt zu glauben, außer der Liebe selbst.
Maria spricht. Zacharias verstummt. Maria willigt ein, dass Gott in und mit ihr handeln darf. Zacharias schweigt. So geht es uns in der Kirche bis heute. Wo das Misstrauen mächtig wird, haben wir irgendwann nichts mehr zu sagen – auch wenn wir nicht aufhören können zu schwafeln. Doch bei Zacharias wird die Strafe zu einer Vorbereitung auf die Geburt des Boten, der auch seinen Vater für den Messias bereiten wird.
Nimm uns, Herr, das Gerede,
und nimm uns
in die Schule des Schweigens,
damit wir die Botschaft des Himmels hören,
und annehmen,
damit sie ein Mensch werden kann
unter uns.
Amen.
Fra' Georg Lengerke
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