Jedes Jahr tut es irgendwie weh: Gestern die Geburt Jesu, heute der Tod des Stephanus. Gestern „Stille Nacht, heilige Nacht“, heute „Mir nach, spricht Christus, unser Held“. Aber wer z.B. „Zu Bethlehem geboren“ (Friedrich v. Spee) gestern aufmerksam gesungen hat, der kann eigentlich vom Fest des ersten Märtyrers der Kirche heute nicht überrascht sein. Wem ernst damit ist, dass er diesem Kind gehören und es „lieben [will] in Freuden und in Schmerzen, je länger mehr und mehr“, wer sich schließlich fest an den bindet, der in sein „Fleisch und Blut“ gekommen ist, der muss damit rechnen, dass es ihm geht, wie diesem Kind.
Stephanus hat sich an Christus gebunden. So fest, dass die Zeugen in seinem Sterben das Sterben Christi wiedererlebten. Wie Christus betet er für seine Mörder, und wie der Gekreuzigte seine Seele in die Hände des Vaters, so empfiehlt der Gesteinigte die seine in die Hände des auferstandenen Herrn.
Gestern hat Gott in Jesus unsere Lebensgestalt angenommen. Heute nimmt Stephanus die Lebensgestalt Jesu an. Wir könnten es bei Weihnachten belassen: Gott ist in einem Kind zu uns gekommen. Aber dann wäre mit dessen Tod Gottes Besuch vorbei. Und der Ruf des Kindes, mit ihm zu gehen, zu leben und zu lieben, bliebe unbeantwortet. Stephanus hat geantwortet – als Diakon und Märtyrer, als Diener der Armen und Zeuge für die Wahrheit Gottes. Gerne hätte ich ihn gehört, wie er mit uns an der Krippe singt:
„Lass mich von dir nicht scheiden,
knüpf zu, knüpf zu das Band
der Liebe zwischen beiden,
nimm hin mein Herz zum Pfand.
Eia, eia, nimm hin mein Herz zum Pfand.“
Fra' Georg Lengerke
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