Wenn ich jemanden länger nicht verstehe, ist meine Geduld auf die Dauer ein knappes Gut. Deshalb sind die dem hl. Johannes zugeschriebenen Schriften für mich eine echte Herausforderung. Vor allem der dauernde Kategorienwechsel zwischen geistigen und dinglichen, bildlichen und gegenständlichen Begriffen. Johannes erklärt uns damit die Bedeutung der Kindheitsgeschichten bei Matthäus und Lukas. Es kommt ein Kind zur Welt, in dem Gott sich den Menschen authentisch zeigt, schenkt und verbindet: „Das Wort ist Fleisch geworden“ (Joh 1,14). Der Logos, der Sinn der Welt wurde eine menschliche Person.
Diese Geschichte der Menschwerdung Gottes wird in der heutigen ersten Lesung weitererzählt bis in unsere Beziehungen hinein. Dabei beschreibt er drei Schritte:
1. Wir haben Jesus Christus als das „Wort des Lebens“ gehört, gesehen und sogar angefasst. Das ist das Entscheidende: Dass Gott in die Geschichte eintritt und in ihr erkennbar, erfahrbar und verstehbar handelt.
2. Wir verkünden Euch die Botschaft von ihm – und darin ihn selbst. Wir erzählen Euch nicht Mythen oder Theorien über Sinn und Unsinn des Lebens. Wir bezeugen Euch, was wir erfahren, erkannt und verstanden haben.
3. Wenn ihr uns glaubt, so Johannes weiter, dann habt ihr Gemeinschaft mit uns. Und zwar sowohl mit den Aposteln, als auch mit Jesus Christus und Gott dem Vater. Die Kirche ist Gemeinschaft derer, die miteinander den Aposteln glauben, ihr Zeugnis weitergeben und so den von ihnen bezeugten menschgewordenen Gott in ihrer Mitte haben.
Deshalb will ich mit dem Apostel Johannes keinesfalls die Geduld verlieren.
Fra' Georg Lengerke
view more