Gestern ging es um die Ökumene der mit Gott Liebenden. Heute sagt uns Johannes etwas über den christlichen Unterschied. Der besteht nicht etwa in der Nächstenliebe oder darin, dass die Christen besonders hingebungsvoll oder nach dem Vorbild Christi lieben. Auch Nichtchristen lieben ihre Nächsten, sogar bis zur Lebenshingabe. Und jeder kann sich Jesus von Nazareth zum Vorbild nehmen. Dagegen ist bei vielen Christen noch Luft nach oben, wenn es um die Nächstenliebe geht.
Johannes nennt zwei äußere und zwei innere Unterscheidungsmerkmale: Wir Apostel, sagt er, „haben geschaut und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als den Retter der Welt.“ Wir berufen uns nicht auf mystische Visionen oder spirituelle Erfahrungen. Es geht um historische Zeugenschaft. Wir „bezeugen“, was wir „gesehen“ haben.
Hinzu kommt eine persönliche Inanspruchnahme: „Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen.“ Der christliche Unterschied besteht darin, dass die Christen erkannt haben, dass mit Jesus Christus die Liebe Gottes in Person erschienen ist. Diese Liebe annehmen bedeutet, Christus seine Liebe zu mir und meinem Nächsten zu glauben. Wenn ich aber Christus die Liebe zu meinem Nächsten glaube, werde ich zum Mitliebenden.
Dieses Erkennen und Annehmen der Liebe ist nicht eine Bevorzugung der Christen, sondern eine Gabe, die sie für andere haben. Die Liebe der Christen ist „Liebe von Geliebten“ und „Liebe zu Geliebten“. Und sie ist Zeugnis und Mitliebe jener Agape Gottes, die auch in Not und Tod noch treu ist – über unsere Grenzen hinaus.
Fra' Georg Lengerke
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