„With God on our side“, sang Bob Dylan 1963. Ein Lied über die immer wiederkehrende Rechtfertigung für Krieg, Gewalt und Ausrottung ganzer Völker: „Mit Gott auf unserer Seite.“ Wir müssen gar nicht in Weltkriegsszenarien denken, auch im Alltag rechtfertigen wir unsere Animositäten bis hin zu offener Ablehnung oder Feindschaft damit, wir seien schließlich – mit Gott! – im Recht.
In einem Glaubenskurs sprachen wir darüber, dass Jesus gekommen sei, die Sünder zu retten, und dass wir mit ihm auch die Feinde lieben sollen und können. Und eine Teilnehmerin meinte ganz im Ernst: „Meine Nachbarin kann er damit nicht gemeint haben.“
„Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner“, sagt der Johannesbrief. Wer meint, er habe mit Gott kein Problem, aber mit aller Welt im Streit liegt, belügt nicht zuletzt sich selbst. Die Liebe zu Gott konkretisiert sich in der Liebe zu seinem Geschöpf. Mehr noch: Sie konkretisiert sich darin, dass wir lieben, was er liebt.
Freilich müssen wir uns dazu von einem romantischen Gefühl der Liebe verabschieden. Es geht nicht um gute Gefühle, sondern um den Anderen um seiner selbst willen – auch den schwierigen Allernächsten. Es ist auch wahr, dass wir mit Gott gegen das Böse kämpfen können und sollen. Aber zuerst eben in uns. Und vor allem sollen und können wir mit Gott den Sünder von der Sünde unterscheiden.
Wir sollen Gott und den Nächsten lieben, wie uns selbst. Weil Gott unseren Nächsten liebt wie uns selbst. Bei der Nachbarin ist das ärgerlich. Aber ein sicheres Zeichen dafür, dass Gott auf ihrer und auf meiner Seite ist.
Fra' Georg Lengerke
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