Weihnachten ist nicht ein Fest. Es ist ein Festkreis, in dem die Geburt Jesu Christi, sein Erkanntwerden von den Völkern und sein Hinabstieg in unser Leben gefeiert wird. Und Gott wirbt jeweils um unsere Antwort: am Geburtsfest darum, dass ich ihn aufnehme, am Fest der Erscheinung darum, dass ich ihn anbete und mit ihm andere Wege gehe. Am Fest der Taufe des Herrn schließlich geht es darum, dass ich seinen Abstieg zulasse.
Johannes hält die Taufe Jesu für unangemessen. Jesus antwortet: „Lass es nur zu!“ Hier geht es nicht um unsere Bitten oder Gottes Schutz oder unsere guten Taten. Es geht einfach nur darum, dass wir den Widerstand aufgeben und zulassen, was uns peinlich und schmerzlich berührt.
Denn was uns peinlich ist, ist Gottes Gerechtigkeit. „Nur so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen“, sagt Jesus. Ist die von uns geforderte Gerechtigkeit gemeint? Mir scheint es eher um die Gerechtigkeit Gottes zu gehen. Gott wird mir nur dadurch gerecht, dass er bis ganz nach unten in die Schmerzzonen meines Lebens geht.
„Lass es nur zu“, sagt Jesus, dass ich hinabsteige bis ganz nach unten, bis in Deine Leiblichkeit und Zerbrechlichkeit; bis dahin, wo Dein Schmerz auf Linderung, Deine Schuld auf Vergebung, deine Traurigkeit auf Trost und Deine Seele auf Befreiung wartet.
Am letzten Fest des Weihnachtsfestkreises wirbt Jesus darum, dass wir ihn bis ganz nach unten lassen, in seinem Wort und Wirken, in den Sakramenten und in den Seinen.
Und er will, dass wir mit ihm absteigen – bis dahin, wo wir ihn und einander am meisten nötig haben und es uns am schwersten fällt, ihn und einander hinzulassen.
Fra' Georg Lengerke
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