Neulich bekam ich beim Bäcker einen „Glücksbringer“ geschenkt. Ein Ein-Cent-Stück mit einem aufgeklebten Marienkäfer drauf. Ich habe ihn gleich in den nächsten Mülleimer geschmissen. Und ich bin nicht überfahren worden. Und wenn ich überfahren worden wäre, wär’s nicht der Pfennigkäfer gewesen, Pfennigkäfer bringen kein Glück. Pfennigkäfer sind nicht Gott.
Gut, bei Pfennigkäfern mag das noch eingängig sein. Problematisch wird es, wenn wirklich heilige Zeichen zum Maskottchen, zum Talisman, zum Glücksbringer werden.
So ging es in der heutigen Lesung mit der Lade Gottes. Die Lade Gottes barg nach der Überlieferung Israels die Bundestafeln des Mose mit den 10 Geboten. Sie wurde als der Ort der „Schechina“, der heiligen Gegenwart Gottes verehrt. Zugleich war die Lade mit den Geboten die sprechende Erinnerung an die unterscheidende Lebensform des Volkes Gottes in der Welt.
Nach der ersten Niederlage gegen die Philister entscheiden die Ältesten Israels, die Lade Gottes mit in die Schlacht zu nehmen. Die Philister bekommen es daraufhin in der Tat mit der Angst zu tun, weil sie die Macht des Gottes Israels fürchten. Doch für die Heerführer Israels war die Lade Gottes selbst zum Gott, zum Glücksbringer, zum Maskottchen geworden, dessen Mitführung den Sieg sichern sollte.
Wenn heilige Zeichen nicht mehr von dem unterschieden werden, was sie bezeichnen, dann beten am Ende auch fromme Leute Holz und Eisen an – und irgendwann auch Glückspfennige mit Marienkäfern drauf. Wenn das Volk Gottes aber die Zeichen Gottes statt Gott anbetet, dann verliert es auch die heiligen Zeichen Gottes.
Fra' Georg Lengerke
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