Dem Kampf zwischen David und Goliath geht ein verbaler Schlagabtausch voraus. Der eine ein schwer bewaffneter und gepanzerter Hüne, der andere ein Jüngling mit einer Steinschleuder. David ruft dem Philister die Unterschiedlichkeit ihrer „Bewaffnung“ zu: „Du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Sichelschwert, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn der Heere, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast.“ (1 Sam 17,45)
Vor Jahren begleitete ich ein befreundetes Ehepaar. Die beiden hatten im dritten Monat ihrer Schwangerschaft erfahren, dass das Mädchen ein nicht ausgebildetes Gehirn hat. Kinder mit Anenzephalie leben nach der Geburt in der Regel nur wenige Stunden. Valentina sollte leben dürfen, solange es ihr gegeben ist.
Gleich nach der Geburt besuche ich Mutter und Kind zuhause am Bett. Wir beten zusammen die Vesper. Es ist ein Dienstagabend nach Weihnachten. Ich lese laut den 20. Psalm: „Die einen sind stark durch Wagen, die anderen durch Rosse. Wir aber sind stark im Namen des Herrn unseres Gottes. Sie sind gestürzt und gefallen; wir bleiben aufrecht und stehen.“ Keine Wagen. Keine Rosse. Keine medizinische Macht oder Möglichkeit. Nur dieses kleine, geliebte, wehrlose Kind im Abschied.
35 Stunden nach der Geburt stirbt Valentina. Ihr Kindersarg steht in der Kapelle direkt neben der Krippe. Valentina („die Lebendige“) neben Christus („dem Gesalbten“). Mit dem Gesalbten, sagt König David im selben Psalm, werden die Wehrlosen die Sieger sein: „Der Herr schenkt seinem Gesalbten den Sieg“ – und mit ihm Valentina, die zu ihm gehört.
(Die Geschichte von Valentina kann hier nachgelesen werden.)
Fra' Georg Lengerke
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