Nach dem Sieg über die Philister wird den Israeliten ein triumphaler Empfang bereitet. Doch das Lied der tanzenden Frauen ist dem König unerträglich: „Saul hat Tausend erschlagen, David aber Zehntausend.“ Von Neid und Angst um die Macht zerfressen, sinnt er darauf, David zu töten.
Ich habe einen jüngeren Bruder, der nach einer wahren Odyssee durch Schulen und Ausbildungen relativ spät seine Berufung als Grafiker gefunden hat. Er hatte in mir wiederum einen älteren Bruder, der in unserer Kindheit – wie soll ich‘s sagen? – seine kleinen Geschwister stets an sein gottgegebenes Großbrudersein zu erinnern wusste.
2010 war ich zu einem Gespräch bei einem Verlag, in dem ich zusammen mit einer Freundin das YOUCAT Jugendgebetbuch herausgeben sollte. Mein Bruder hatte für dieselbe Reihe die graphische Gestaltung übernommen. Ich werde einem Lektor vorgestellt, der mich scherzhaft fragt: „Sind sie ein Bruder von dem berühmten Grafiker?“ Ich antworte meinerseits im Scherz, das sei ja wohl eine Frechheit. Normalerweise werde mein Bruder immer gefragt, ob er etwa der Bruder des berühmten Fra' Georg sei. „Fra' Georg?“, fragt der Lektor und lächelt, „Habe ich noch nie gehört.“
Wir haben sehr gelacht. Und mein „berühmter Bruder“ und ich lachen darüber noch heute. Aber König Saul erinnert mich daran, was in mir Schreckliches hätte passieren können, wenn ich dem Neid Macht über mich gegeben hätte. Weil ich davor bewahrt blieb, bin ich bis heute stolz darauf, dass mein vermeintlich ewig kleiner, suchender Bruder heute auf der ganzen Welt Menschen mit Strichmännchen näher zu Jesus bringt.
Fra' Georg Lengerke
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