Jesus bringt die Familienverhältnisse vieler Menschen durcheinander. Er sagt, dass es etwas Größeres gibt als Familie, Haus und Heimat, Beruf und Auskommen. Dieses Größere ist nicht einfach eine bessere Alternative zu alldem. Es ist das, woraufhin Familie, Haus und Heimat und alle Beziehungen erst Sinn machen. Jesus nennt diese Wirklichkeit „Himmelreich“. „Himmelreich“ ist nicht nur der jenseitige Himmel. „Himmelreich“ ist bereits das Ankommen Gottes beim Menschen, das hier mit Christus beginnt, und das Ankommen des Menschen bei Gott, das sich im Himmel vollendet.
Darum soll es den Aposteln nach ihrer Berufung am See mehr gehen als um alles andere. Und es soll ihnen mit allem anderen (Familie, Beruf, Gesundheit) letztlich darum gehen: Das Gott beim Menschen und der Mensch bei Gott ankommt. Wie mag das für Vater Zebedäus und jene gewesen sein, die in Liebe einen anderen Weg mit den Aposteln hätten gehen wollen?
Während meines Theologiestudiums war ich bei Freunden eingeladen. Die hatten zwei Töchter, die vielleicht so 13 und 15 Jahre alt waren. Als ich ankam, sagte mir deren Mutter: „Die Mädchen haben Dir übrigens einen Spitznamen gegeben. Sie sagten heute morgen: Oh, heute abend kommt die Verschwendung.“
Das war natürlich zunächst ein liebevoll-spöttisches Kompliment von Teenagern für einen zölibatären Spätzwanziger, der auch für anderes gut gewesen wäre. Und ich gestehe, dass ich dafür nicht ganz unempfänglich war.
Heute aber erinnern mich die beiden daran, dass es das „Himmelreich“ ist, das letztlich alles kosten darf und wofür sich verschwenderisch zu leben und zu lieben lohnt.
Fra' Georg Lengerke
view more