Bei libanesischen Ordensschwestern sollte ein befreundeter Priester mit den Schwestern und einer Maltesergruppe tanzen. Bei den ersten linkischen Schritten sagte er schweißgebadet: „Das könnt ihr doch mit einem Nordharzer nicht machen.“
König David ist nicht aus dem Harz. Er tanzt „mit ganzer Hingabe“ vor der Lade Gottes mit den Tafeln des Bundes auf ihrem Weg auf den Zion. Für David ist Tanzen Beten mit dem Leib. Tanzen mag der Mentalität z.B. des Harzers nicht liegen. Aber wir kennen dennoch Ähnliches aus der Liturgie der byzantinischen und der lateinischen Kirche. Wir beten in Bewegungen und Gesten. Wir beten stehend, kniend und liegend, aufrecht und gebeugt, sitzend und schreitend, singend und schweigend, mit erhobenen, gefalteten, oder auf der Brust verschränkten Händen.
Im Tanz sagt König David mehr, als er über die Lippen bringt. Er sagt aber auch mehr als die Menschen verstehen können. In der Lesung heute fehlt leider der Vers, in dem die Empörung von Michal, Davids erster Frau, geschildert wird. Als sie den König tanzen sah, „verachtete sie ihn in ihrem Herzen.“ (2 Sam 6,16) Er habe, sagt sie ihm später, „sich vor den Augen der Mägde seiner Untertanen bloßgestellt […], wie sich nur einer vom Gesindel bloßstellen kann.“ (V. 20)
Später rechtfertigt der König sich. Sein Tanz habe dem Herrn gegolten, „für ihn will ich mich gern noch geringer machen als diesmal und in meinen eigenen Augen niedrig erscheinen.“ (V. 21f.) David spielt sich nicht auf, sondern runter. Er wird vor Gott zum Kind und lobt Gott mit Leib und Seele – auch um den Preis, sich lächerlich zu machen.
Fra' Georg Lengerke
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