Gestern habe ich einen Felix getauft. Wie kann der in der Kirche heute werden, was sein Name sagt: „der Glückliche“? In einer Predigt über die Freude las ich kürzlich, der gemeinsame Weg der Reform der Kirche in Deutschland sei ja auch wegen der Hindernisse zwischen uns und der Freude begonnen worden.
Einerseits ist es wahr, dass es zur missbrauchten Macht der Kirche (und übrigens jedes Menschen) gehört, uns die Freude versauen zu können.
Andererseits werde ich den Missständen in der Kirche nicht erlauben, mir die Freude an Gott zu nehmen. Wenn Freude erst möglich oder verantwortbar ist, wenn die Kirche gerecht, glaubwürdig und für alle erfreulich ist, dann können wir lange warten. Dann regiert weiter lustvoll die Freudlosigkeit.
Die Kirche hat den Lobgesang des greisen Simeon zu ihrem Nachtgebet gemacht. Mich erinnert das jeden Abend an dreierlei:
1. Gott kommt in sein Heiligtum. Der Schöpfer betritt die Schöpfung. Der Herr besteigt (wie gestern) das Boot der Kirche, das anschließend(!) im Sturm zu sinken droht. Gott ist im Sturm da, nicht erst wenn er sich legt.
2. Ich frage mich Abend für Abend, wo meine Augen heute das Heil gesehen haben, das mit Jesus Christus in der Welt gekommen ist: im Zeugnis der Liebe, in unverdientem Geschenk, in heiligem Zeichen oder Wort.
3. Wir sollen uns schlafen legen, wie sich Simeon zum Sterben legt. Der Tod ist „Schlafes Bruder“. Jeden Tag beenden als wäre es mein letzter. Für die Freude danken, dass Gott zu uns gekommen ist, und bereit sein zu ihm zu kommen, wenn er ruft.
Das hilft dem Felix, ein Felix zu sein. Und uns auch. Auch schon in einer unvollkommenen Kirche.
Fra' Georg Lengerke
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